Wie du dich beim Waldbaden richtig vor Zecken und Lyme-Borreliose auch nach Zeckenbiss schützt: Interview Teil 2 mit Zecken-Forscherin Dr. Dania Richter

Im zweiten Teil der Interviewreihe erklärt Zecken-Expertin Dr. Dania Richter, wie du dich richtig vor Zecken, v.a. dem Gemeinen Holzbock, schützt, wie du Zecken effektiv entfernst und was die ersten Anzeichen von Lyme-Borreliose sind. Der beste Schutz vor Zecken ist, achtsam mit deinem Körper umzugehen und dein Wissen über die Zecke zu verbessern, um sinnvoll zu handeln, statt in Panik zu verfallen. Wenn du weißt, wie du dich vor Zecken schützt, wie sie aussehen und was du tun kannst, sobald sich diese in deine Haut gebohrt hat, wirst du auch in Zukunft das Waldbaden sowie jeden Naturaufenthalt uneingeschränkt genießen können.

Wie schütze ich mich vor Zecken?

Warum riechen manche Menschen nicht attraktiv für eine Zecke?

Zecken haben zwei Strategien, um mit Menschen Kontakt aufzunehmen. Zum einen besitzen sie eine sehr starke olfaktorische Wahrnehmung und riechen den geeigneten Wirt über das Hallersche Organ an ihrem ersten Beinpaar. Dann strecken sie ihre Vorderbeine bewusst weit aus, sodass sie sich von diesem mitnehmen lassen. Zum anderen werden sie zufällig abgestreift. Dabei sind Zecken sehr wählerisch. Wenn ihnen der individuelle Geruch z.B. des Menschen nicht gefällt, lassen sie sich einfach wieder fallen. Bisher konnte die Wissenschaft noch nicht klären, warum einige Menschen für Zecken attraktiver riechen als andere und warum der Gemeine Holzbock lieber hungert, als Blut von einem unattraktiv riechenden Menschen zu saugen. Auf diesem Prinzip bauen Zeckenschutzmittel (Repellent) wie Autan mit dem Wirkstoff Icaridin auf, welcher eher unattraktiv für Zecken riecht. Auch Schwarzkümmelöl, Kokosöl oder Nemöl können eine repellierende Wirkung auf Zecken haben. Der Effekt scheint von Mensch zu Mensch jedoch sehr unterschiedlich und hängt immer noch stark von der grundsätzlichen Attraktivität des Einzelnen ab. Übrigens hat dies nichts mit der Attraktivität für Mücken zu tun. Nur weil du attraktiv für Zecken bist, heißt das noch lange nicht, dass du das auch für Mücken bist, und umgekehrt.

Was kann ich gegen Zecken tun?

Die Zecke bohrt sich so fest in die Haut, damit sie bis zu zwei Wochen Blut saugen kann

Blutsauger wie Bremsen spüren wir vielleicht ein paar Sekunden oder eine Minute auf der Haut, die Zecke jedoch saugt für viele Tage, adulte Weibchen sogar bis zu zwei Wochen. Dafür müssen sie ihr Mundwerkzeug sehr gut in unsere eher elastische Haut reinbohren und verankern. Die Zecke gräbt ihre mit Widerhaken besetzten Kieferklauen in einer wechselseitigen Vorwärtsbewegung in die Haut. Dazu können diese Mundwerkzeuge teleskopartig ausgefahren und über ein Kugelgelenk seitlich abgespreizt werden. Sobald sie bis zum Kugelgelenk in der Haut verschwunden sind, stoßen die Kieferklauen gleichzeitig und gestreckt nach vorne, spreizen sich seitwärts und ziehen die Haut des Wirts bei der Rückwärtsbewegung über den unbeweglichen und ebenfalls mit Widerhaken übersäten Unterkiefer. Diese Bewegung, die an einen Brustschwimmer erinnert, wird so oft wiederholt, bis die Mundwerkzeug tief in der Haut verankert sind.

rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen des Mundwerkes einer Zecke
Dies ist eine detaillierte rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Mundwerkzeugs einer weiblichen Zecke. Unter dem Punkt „Zeckenbiss“ von Dr. Dania Richter findest du ein faszinierendes Video davon, wie Zecken in die Haut kommen und weitere sehr detaillierte Mundwerkzeug-Aufnahmen. Die Aufnahme wurde uns von Dr. Dania Richter für den Artikel zur Verfügung gestellt:

https://www.tu-braunschweig.de/geooekologie/institut/usa/mitarbeiterinnen/dr-dania-richter#

Wo sich Zecken am liebsten aufhalten und wie Achtsamkeit dir hilft, Zecken rechtzeitig zu entdecken.

Zecken halten sich häufig gerne an Körperstellen auf, an denen Druck auf die Haut ausgeübt wird, wie z.B. die Achselhöhlen, Leisten, hinter den Ohrläppchen, in den Kniekehlen, am Bauchnabel, in der Po-Ritze, unter dem Gürtel, BH oder Uhrenarmband. Sie mögen ungern Hornhaut, so dass sie sich beim Barfußlaufen eher zwischen den Zehen ansiedeln als unter der Fußsohle. Vermutlich wählen sie diese abgedeckten Stellen, wie z.B. auch den Haaransatz, weil sie dort weniger auffallen, um so lange wie möglich ungestört zu saugen. Wenn sie erstmal in der Haut mit ihrem Mundwerkzeug angedockt haben, geben sie in ihrem Speichel entzündungshemmende und schmerzlindernde Stoffe ab, um noch weniger aufzufallen.

Jedoch gibt es Menschen, die in Form von tagelangem Juckreiz oder einem elektrischen Reiz spüren, wenn die Zecke anfängt, sich in die Haut zu graben bzw. zu saugen beginnen. Da diese Symptome oder allergischen Reaktionen normalerweise 6 bis 8 Stunden nach Beginn der Blutmahlzeit eintreten, bleibt genügend Zeit, die Zecke ohne Gefahr zu entfernen. Achtsamkeit gegenüber einem möglichen Juckreiz ist also ein sehr wertvolles Frühwarnsystem.

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Die richtige Kleidung, um dich vor Zecken zu schützen, und die wichtigste Zecken-Präventionsmaßnahme!

Achte bei deinem Waldbesuch auf festes Schuhwerk mit langen Hosen und Strümpfen, die du über die Hosenbeine ziehst, um die Eingangspforte erstmal dicht zu machen. Viele Zecken halten sich gerne im unteren Vegetationsbereich auf, daher macht es Sinn, vor allem den Bereich um die Beine und Füße zu schützen. Der Tipp ist vielleicht nicht der beliebteste für das Waldbaden. Daher hilft es generell auch, helle Kleidung zu tragen. Nicht weil der Gemeine Holzbock keine weiße Kleidung mag, sondern weil du selbst ihn darauf einfach viel besser erkennen kannst. Denn er hat keine Augen und kann nicht zwischen einer hellen und dunklen Hose unterscheiden.

Die wichtigste Zecken-Prävention, neben Icaridin und der Kleidung, ist das regelmäßige Absuchen des gesamten Körpers nach dem Waldbesuch oder Aufenthalt im Garten. Vor allem während der Jahreszeiten, in denen Zecken aktiver sind, oder wenn du weißt, dass du in einem Zeckengebiet lebst, sollte das Absuchen zur Routine gehören. Es stärkt zusätzlich auch deine Achtsamkeit oder kann wie beim Lausen der Affen ein Gemeinschaftsritual werden.

Wo finde ich die Zecken?

Je nach Stadium lauern Zecken an unterschiedlichen Orten, um sich von dir mitnehmen zu lassen.

Zecken springen dich nicht wie Flöhe an oder fallen von Bäumen herunter. Sie sitzen lieber auf Gräsern und im Moos und warten darauf, dass du sie abstreifst und quasi mitnimmst. Je nach Stadium und Körpergröße suchen sich die Zecken unterschiedliche Orte. Eine drei bis fünf Millimeter große erwachsene Zecke hat einen dickeren Chitin-Panzer, der sie vor Austrocknung schützt, daher sind sie eher in bis fast zu 1 Meter hohen Gräsern zu finden. Die einen halben Millimeter kleine Larve ist mit ihrem dünneren Chitin-Panzer dem Austrocknen viel eher ausgesetzt und sucht sich daher schattige, feuchte Orte dicht am Boden, in der Streuschicht oder im Moos. Die anderthalb Millimeter großen Nymphen findet man je nach Lebensraum auf Grashalmen oder sogar im Laub. Es kann eine schöne und nützliche Achtsamkeitspraxis sein, einmal genauer darauf zu achten, ob du auf den exponierten Grashalmen am Wegesrand eine Zecke auf der Lauer entdeckst.

Wie entferne ich Zecken richtig?

Die Symptome einer Lyme-Borreliose nach einem Zeckenbiss sind sehr eindeutig.

Nachdem die Zecke entfernt wurde, kannst du die Wunde mit Alkohol oder Jod desinfizieren und solltest sie bis zu 6 Wochen lang beobachten. Denn eine potenzielle Lyme-Borreliose kann sich in Form eines Zwei-Euro-Stück großen roten Ringes um die Bisswunde herum bemerkbar machen, der sich mit der Zeit ausdehnt. Neben dieser sogenannten Wanderröte kann die Lyme-Borreliose auch zu grippeartigen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen oder Fieber führen, wenn dein Immunsystem damit beginnt, auf den Erreger zu reagieren. Wenn du solche Symptome nach einem Zeckenbiss entwickelst, solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen, der entweder noch einen diagnostischen Antikörper-Bluttest macht oder direkt ein Antibiotikum verschreibt, um den Erreger zu eliminieren. Daher zahlt sich Achtsamkeit nach dem Zeckenbiss aus, denn wenn die Lyme-Borreliose rechtzeitig entdeckt wird, kann die Schulmedizin langfristige gesundheitliche Folgeschäden vermeiden.

Im ersten Teil dieser Interview-Reihe erfährst du u.a. wann, wo und warum Zecken aktiv sind, wie viel Zeit wir nach einem Zeckenbiss haben, wieviel Prozent der Zecken Lyme-Borreliose-Erreger übertragen und weshalb auch Zecken ihren Platz und Zweck in unserem Ökosystem haben.

Hier geht es zum 1. Teil der Artikelreihe: https://achtsamewalderlebnisse.de/zecken/

Hier findest du mehr Informationen über Dr. Dania Richter und ihre Forschungsarbeit an der TU Braunschweig: https://www.tu-braunschweig.de/geooekologie/institut/usa/mitarbeiterinnen/dr-dania-richter#

 

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