Die Vielfalt von Trauer
Die Trauer ist so individuell und vielfältig wie die Jahresringe eines Baums. Manche Menschen verzweifeln unter dem Schmerz, anderen fällt der Umgang damit leichter. Der Wald ist ein heilsamer Begleiter in diesem Trauerprozess, denn er lässt dich so sein, wie du bist. Nimmt dich mit allen verwirrenden Gefühlen, gibt dir die Zeit, die du brauchst und hält dich, wenn du lernst, deine Gefühle zuzulassen. Ich freue mich daher sehr über diesen Gastbeitrag über die Vielfalt der Trauer von Trauercoach Alexandra Kossowski. Sie spricht aus jahrelanger Erfahrung in der Trauerarbeit darüber, wie unterschiedlich Trauer sein kann, welche Rituale uns helfen und wie wir Trauer wirklich fühlen können.
Wir sprechen immer über Trauer, aber was genau ist das eigentlich? Ein Gefühl? Ein Zustand? Hört das wieder auf?
Wikipedia sagt uns: „Trauer ist eine durch einen schwerwiegenden Verlust verursachte Gemütsstimmung, die etwa durch den Verlust einer geliebten oder verehrten Person, durch einen ideellen Verlust oder die Erinnerung an solche Verluste hervorgerufen wird.“ (www.wikipedia.de)
Trauer ist ebenso ein Anpassungsprozess an eine Verlustsituation. Die meisten denken bei Trauer wahrscheinlich an einen Todesfall, also das Versterben einer Person. Man kann aber verschiedene Dinge oder Situationen betrauern: Bspw. den Verlust der Heimat (durch Flucht), den Verlust eines Haustieres, eine Kündigung, einen Hausbrand, sogar das Ende einer Fernsehserie. Natürlich aber auch den Verlust von körperlichen Fähigkeiten, bspw. nach Krankheit oder Unfall. Vielleicht aber auch einfach das Altern. Und auch, wenn wir uns bewusst von etwas oder jemandem trennen, so trauern wir. Der Satz „Du bist ja selbst schuld daran“ bewertet die Trauer. Dabei ist es wichtig jeden Verlust -egal, ob gewollt oder ungewollt- zu betrauern.
„Nichts ist falsch und nichts ist richtig, denn Trauer ist individuell. Wie jeder Baum seine eigenen Jahresringe und Muster in der Rinde hat, so hat jede*r Trauernde einen ganz eigenen Weg.“
Rituale für die Trauer
Begleitet wird Trauer im Idealfall durch Rituale: eine Beisetzung ist ein solches Ritual, aber auch die Abschiedsfeier der Schulkinder vom Kindergarten. Wichtig ist, dass wir uns selbst immer wieder Rituale schaffen… Das kann eine Gedenkecke mit Fotos sein, an der wir regelmäßig innehalten. Das Anzünden einer Kerze zu besonderen Tagen wie Todestage, Geburtstage, Jahrestage von Verstorbenen oder der zu betrauernden Situation.
Nichts ist falsch und nichts ist richtig, denn Trauer ist individuell. Wie jeder Baum seine eigenen Jahresringe und Muster in der Rinde hat, so hat jede*r Trauernde einen ganz eigenen Weg.
Manch eine*r muss weg, Orte verlassen, die in Verbindung stehen mit dem zu betrauernden Ereignis oder der Person. Manche brauchen die Verbindung zu diesen Orten besonders. Wie lange Trauer dauert, ist ebenfalls individuell. Studien gehen von ca. einem Jahr der akuten Trauer aus, danach wird es im Durchschnitt erträglicher. Vielleicht weil man gesehen hat, dass man ein Jahr mit allen Jahreszeiten, wichtigen Tagen überstanden hat und es auch für die Zukunft weitergehen kann. Manche berichten von einer schweren Phase rund um den ersten Todestag.
Generell wäre es wichtig zu beobachten, wie hoch der eigene Leidensdruck ist. Schafft es ein Trauernder den Alltag zu bewältigen oder treten hier Schwierigkeiten auf? Wer sich unsicher ist, ob seine Trauerreaktion „normal“ ist, kann seinen Hausarzt oder eine*n Trauerbegleiter*in aufsuchen.
Weiterbildung „Trauern im Wald begleiten“
Erfahre, wie du mit Waldbaden Übungen dem Trauernden eine Stütze bist und dich als Kursleiter abgrenzt.
Wie lange dauert Trauer?
Wenn vom Umfeld erwartet wird, dass Trauernde nach drei Monaten wieder das Tanzbein schwingen oder „langsam wieder normal, wie früher sein könnten“, dann ist das aus meiner Erfahrung als Trauerbegleiterin unrealistisch. Jedoch verunsichert dies viele Trauernde, weil ihnen das Umfeld etwas anderes suggeriert. Trauer kann uns lehren, wieder achtsam mit uns selbst zu werden. Umso mehr wie versuchen Trauer loszuwerden, umso stärker wird sie werden. Das ist mit allen Gefühlen so. Umso mehr wie sie zulassen können, umso besser durchleben wir was durchlebt werden muss und umso besser können wir einen Umgang damit finden.
Gefühle fühlen
Wie mit allen Gefühlen muss Trauer gefühlt werden. Das passiert indem wir in unseren Körper spüren. Wo fühlen wir gerade was? Weinen ist auch ein körperlicher Ausdruck von Schmerz.
Ein Ziehen im Kreuz. Ein Kribbeln im Bauch. Den berühmten Kloß im Hals. Das alles sind körperliche Merkmale von Gefühlen. Diese wahrzunehmen und bewusst zuzulassen ist sehr wichtig. Meditationen können uns dabei unterstützen.
Aber natürlich auch der Wald, wo wir mal den Kopf ausschalten, spüren, das Grün auf uns wirken lassen, die frische Luft atmen, Moos oder Blätter berühren.
Wenn wir über unsere Trauer sprechen, und das kann auch in Form von Erinnerungen an den*die Verstorbene*n sein, dann bewegt sich auch etwas in uns. Es ist daher wichtig Menschen um sich zu haben, die uns zuhören. Natürlich können das auch professionelle Trauerbegleiter*innen, Coaches, Therapeut*innen sein.
Also, lasst Eure Gefühle zu. Egal, wen oder was Ihr betrauert. Erlaubt Euch Eure Trauer, auch, wenn andere sagen, dass das ja nur „ein Job“ oder „ein Tier“ war. Was Ihr fühlt ist für Euch absolut richtig und wichtig. Was jemand anderes fühlt ist für ihn*sie absolut richtig und wichtig. Und nur, weil wir unterschiedliche Dinge fühlen, bedeutet es nicht, dass eine*r Recht und eine*r Unrecht hat. Gefühle sind individuell, die Intensität dieser Gefühle ist individuell.
- Eine geführte Meditation machen (zBsp. Body Scan)
- Sport machen, sich bewegen, dehnen (draußen oder drinnen)
- In die Natur gehen
- Tagebuch schreiben oder Erinnerungen aufschreiben an das, was Du betrauerst
- Eine Gedenkecke Zuhause einrichten mit Fotos, Erinnerungsstücken, Kerze, Räucherwerk, Blumen/Pflanzen
- Briefe an Verstorbene schreiben und ausdrücken, was Dir noch wichtig ist oder etwas erzählen, das passiert ist
- Das Lieblingsessen von Verstorbenen kochen oder essen gehen
- Sich bewusst entscheiden das Grab aufzusuchen oder auch nicht
- Orte finden, an denen Du Dich der Trauer, den Verstorbenen nah fühlst (alte Lieblingsorte oder auch komplett neue)
- Wut ist ein großer Teil von Trauer: Erlaube Dir auch wütend zu sein auf Verstorbene und das auszudrücken. Vielleicht möchtest Du etwas rausschreien oder auf ein Kissen einschlagen. Wut setzt Energie frei. Du kannst auch wütend sein auf Deine Trauer und die aktuelle Situation. Wichtig ist, es zuzulassen. Wir haben gelernt, dass Wut „sich nicht gehört“, schon gar nicht für Frauen…
Über Alexandra
Alexandra ist Trauercoach und Dozentin in Berlin. Sie begleitet seit einigen Jahren meist Frauen bei der Bewältigung ihrer Trauer. Sie gibt Workshops für Trauernde und begleitet sie in Einzelsitzungen, auch online. Für andere professionell Begleitende gibt sie Workshops zu den Themen „Kultursensible Trauer- & Sterbebegleitung“, „Trauer & Wald“, sowie auch Weiterbildungen für (angehende) Bestatter*innen oder Supervision für Trauerbegleiter-Kolleg*innen.
Das gemeinsame Angebot von Trauercoach Alexandra Kosswoski und Waldbaden-Expertin sowie Naturcoach Katharina Nathe
Weiterbildung „Trauern im Wald begleiten“
Erfahre, wie du mit Waldbaden Übungen dem Trauernden eine Stütze bist und dich als Kursleiter abgrenzt.
Servus, deine Beiträge sind wie eine Quelle der Inspiration für mich. Bitte mach weiter so! Liebe Grüße
Lieber Dennis,
vielen lieben Dank für dein Feedback.
Ich freue mich sehr, dass meine Beiträge für dich eine Quelle der Inspiration sind.
Das bedeutet mir sehr viel.
Liebe Grüße,
Katharina