Mit Kindern im Winterwald: die Langeweile bleibt daheim
Nicht immer schreien die lieben Kleinen Hurra, wenn es im Winter in den Wald gehen soll. Zugegeben: Auf den ersten Blick mag diese Jahreszeit grau und öde erscheinen; und dazu die Beschwerden der Kinder, dass es ihnen zu kalt ist, dass sie soooo viel anziehen müssen … Dementsprechend gelangweilt und missmutig machen sie sich schließlich auf den Weg, fest davon überzeugt, dass es ja eh nichts zu sehen oder zu erleben gibt. Kennt ihr diese Situation auch? Fragt ihr euch vielleicht sogar selbst manchmal, ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt?
Ich würde sagen: auf alle Fälle! Nicht nur als Mutter, sondern auch als Natur- und Umweltpädagogin, die mit Kindergruppen unterwegs ist, schätze ich die Winterzeit ebenso wie die anderen Jahreszeiten. Jede hat schließlich ihre ganz besonderen Merkmale, ihren ganz eigenen Charme.
Je nachdem, welche Perspektive man einnimmt, muss die Winterzeit nicht für Langeweile, sondern kann für Ruhe und Besinnlichkeit stehen!
Die Natur ist auf das Wesentliche reduziert, und so können auch wir uns überlegen: Was ist für mich jetzt wichtig? Vielleicht wollen wir ganz bewusst die kurzen hellen Phasen während des Tages nutzen, um nach Draußen zu gehen. Vielleicht nutzen wir die ablenkungsarme Zeit, um uns mehr der Familie zu widmen …
Ich kann nur sagen, dass es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen. Geht raus und macht euch auf die Suche, was sich an Schönem im scheinbar öden Winterwald verbirgt.
Für Erlebnisse sorgen
Die folgenden Übungen sollen dir zeigen, worauf du dich bei einem Aufenthalt im Winterwald freuen kannst:
1. Tierspuren bestimmen
Natürlich ist jetzt weniger los, immerhin ist Winterruhe auch für die Natur. Das ist auch wichtig und gut so. Aber nicht alles schläft, du musst nur aufmerksam unterwegs sein. Viele Tiere sind zum Beispiel immer noch da und aktiv, nicht alle gehen in Winterschlaf. Besonders jetzt findest du im Matsch oder gar im Schnee verschiedene gut sichtbare Tierspuren. Versucht doch gemeinsam das Rätsel zu lösen, zu welchem Tier die Abdrücke gehören. Das ist eine spannende Angelegenheit für Groß und Klein und manchmal gar nicht so einfach.
2. In die Haut des Tieres schlüpfen
Du kannst jetzt deine Hand neben die Tierspur legen – betrachte, wie groß oder klein deine Hand im Vergleich zu dem Abdruck ist.
Wenn du möchtest, schließe dann die Augen und stelle dir vor, wie sich zuerst deine Hand in die Pfote des Tieres verwandelt und nach und nach dein ganzer Körper.
Jetzt kannst du dir vorstellen, wie du es bist, der mit deiner Hand Spuren im Schnee hinterlässt – oder hinterlasse tatsächlich eine Spur.
Dann öffne deine Augen als das Tier, in das du dich verwandelt hast und betrachte achtsam, woher du gekommen bist und wohin du dich bewegt hast. Betrachte aus der Sicht des Tieres, wie die Bäume und die Umgebung nun auf dich wirken. Kommen diese dir eventuell größer oder kleiner vor? Sind nun die Geräusche um dich herum lauter oder leiser?
Wenn du magst kannst du den Spuren noch ein wenig folgen, um zu spüren, wie es als Tier war, dort lang gegangen zu sein.
Wenn du möchtest, nimm auch mal bewusst die Perspektive des Tieres wahr. Wie ist es als Eichhörnchen nur so selten am Tag wach zu sein, um dann Fressen zu suchen. Flink über die verschneiten Äste zu springen und dabei bedacht, Kräfte zu sparen.
Weiterbildung „Mit Kindern die Natur entdecken und erleben“
Erfahre, wie du Kinder für die Natur begeistern kannst, worauf du achten solltest, damit dein Kurstag spannend und eine wundervolle Erfahrung für alle wird.
3. Eintauchen in den dunklen Wald
Etwas Besonderes ist es, den Wald in der Dämmerung zu erleben. Mit den Laternen vom Martinsumzug wird der Waldausflug zu einer tollen Laternenwanderung. Die Lichtstimmung ist damit eine völlig andere.
Überhaupt ist der Wald bei Dämmerung oder bei Nacht mystisch und spannend. Vielleicht huscht das eine oder andere Tier an euch vorbei, natürlich nur wenn ihr leise genug seid.
Oder es ist Zeit für Wald- oder gar Gruselgeschichten. Ich persönlich mag auch Geschichten über Naturwesen wie Elfen, Trolle, Baumwesen und so weiter. Diese kannst du leicht zum Leben erwecken und in den Winterwald einziehen lassen. Dafür braucht es nur ein wenig Fantasie.
4. „Zapfenkegeln“ spielen
Manchmal mögen wir auch einfach nur spielen. Das „Zapfenkegeln“ lässt sich immer mal einschieben – es eignet sich auch, wenn die Stimmung abzusacken droht oder die Kälte an der Laune der Kinder zehrt. Denn durch die Bewegung wird uns wieder warm, und das Spiel sorgt für gemeinsames Lachen.
Du benötigst neun schöne Zapfen, die sich gut hinstellen lassen – etwa so wie beim klassischen Kegelspiel. Zusätzlich braucht es einige Zapfen als Wurfmaterial. Gewonnen hat, wer die meisten „Kegel“ umgeworfen hat. Hier kann man variieren, je nach Alter der Kinder. Entweder bekommt jeder drei Zapfen zum Werfen oder ihr spielt gemeinsam, bis alle „Kegel“ umgeworfen sind.
Mit Kindern sein – selbst wieder zum Kind werden
Ich bin sehr gerne mit Kindern draußen – auch im Winter. Kinder sind einfach (noch) neugierig, wissbegierig und lebensfroh. Die gemeinsame Zeit mit ihnen gibt mir viel Energie und Freude. Dazu macht es mir Spaß, mein Wissen spielerisch und kindgerecht weiterzugeben – damit auch die Kinder unsere Natur kennen, lieben und schützen lernen. Immer wieder mache ich mir bewusst, dass die Natur und besonders der Wald wie ein riesiger Spielplatz sind, dazu Forscherlabor und Lernort.
Und wenn ich dann mit meinen kleinen Begleitern noch in das Reich der Naturwesen abtauche, werde auch ich selber wieder ein wenig zum Kind. Das kann dir im Übrigen vielleicht auch als Motivation dienen, um dich aufzuraffen und loszugehen: das Bedürfnis, selbst wieder mit den Augen eines Kindes die Welt erkunden, wieder staunen wie ein Kind – und diese Erfahrungen gemeinsam mit (den eigenen) Kindern zu machen.
So bleiben die Naturausflüge immer wieder ein eindrucksvolles Erlebnis und ich liebe diese Arbeit, die sich so gar nicht nach Arbeit anfühlt. Genau deswegen mach ich das.
Abschließender Tipp: den Lieblingstee griffbereit haben
Was dein Erlebnis im Winterwald vielleicht noch abrundet: Fülle deinen Lieblingstee oder der deiner Kinder in eine Thermoskanne und nehme ihn mit – er wärmt nicht nur die Hände sondern auch von Innen.
Ich wünsche euch viel Freude,
Liebe Grüße,
Almut
Über Almut
Almut ist Natur- und Umweltpädagogin und liebt seit ihrer Kindheit den Aufenthalt in und den Umgang mit der Natur. Durch die eigene wissbegierdene Tochter entstanden die ersten Kinder-Waldtage auch mit anderen Kindern sowie mit Kindergärten und Schulen bereits vor einigen Jahren. Hieraus resultieren wertvolle Stunden und Erfahrungen, die für alle Beteiligten von unschätzbarem Wert sind.
Das gemeinsame Angebot von Natur- und Umweltpädagogin Almut Krah und Waldbaden-Expertin sowie Naturcoach Katharina Nathe
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