Durchs Waldbaden gelernt, im Urlaub umgesetzt: Offen sein für die Wunder des Augenblicks.

(Gastartikel)

Einem Schild am Rande der Autobahn auf der Insel Teneriffa und meiner Aufmerksamkeit verdanke ich einen wundervollen Aufenthalt im Bosque de las Mercedes. Dieser Lorbeerwald im Anaga-Gebirge im Nordosten der Insel stand nicht auf der Agenda meiner Reise. Und dann wurde der Besuch dort zu meinem Highlight. Und ließ mich noch einmal ganz neu erleben, was es heißt, absichtslos und achtsam einzutauchen in die Atmosphäre des Waldes. Und weiter gefasst: Offen zu sein für die Wunder des Augenblicks mit Waldbaden im Urlaub.

Vielleicht kennst du das auch: Du gehst mit einer begrenzten Zeit, einer strammen Bucketlist und jeder Menge Erwartungen in den Urlaub. Für Spontaneität bleibt da manchmal gar kein Platz. Ich habe viele meiner Reisen generalstabsmäßig geplant, Reiseführer und Landkarten gewälzt, um dann vor Ort pflichtschuldig meine To-do- und To-see-Liste abhaken zu können. Es dauerte seine Zeit, bis mich Unerwartetes nicht mehr komplett aus der Fassung brachte und noch länger, bis ich mich sogar mal neugierig darauf einlassen konnte. Bis ich nicht mehr getrieben war, sondern mich treiben lassen konnte. Erst von da an konnten Wunder geschehen!

Waldbaden im Urlaub: Erfahre achtsame Momente, die dich bei dir ankommen lassen im Hier und Jetzt

Ein gutes Beispiel dafür ist mein Erlebnis mit dem Bosque de las Mercedes, der auch „Zauberwald“ genannt wird: Eigentlich wollte ich nur so schnell wie möglich in meinem Mietwagen vom Flughafen im Süden der Insel nach Puerto de la Cruz im Norden fahren. Dabei fiel mir auf einem Schild an der Autobahn der Hinweis auf einen Wald im Anaga-Gebirge ins Auge, und es blieb mir im Gedächtnis hängen – der „Zauberwald“ rief nach mir!

Zwei Tage später folgte ich dem Ruf. Ließ mich vom Navi zum Besucherzentrum am Monte de Las Mercedes lotsen und wurde dort von der Touristin mit Reiseführer-Wissen im Hinterkopf zur Waldbadenden mit eigener Intuition.

Du kannst diese Haltung der Waldbadenden auch immer wieder einnehmen – nicht nur während eines Waldspaziergangs oder im Alttag, sondern auch im Urlaub. Dafür ist es hilfreich:

  • absichtslos zu sein
  • mit allen Sinnen wahrzunehmen
  • das Tempo zu drosseln

Waldbaden im Urlaub: Absichtslos sein

Wenn ich den Wald ohne Absicht betrete, dann habe ich keinen Schrittzähler und keine Pulsuhr dabei. Dann will ich nicht eine vorgegebene Strecke in einer bestimmten Zeit bewältigen. Ich will nicht einmal ein Ziel erreichen.

Wenn ich absichtslos bin, kann ich ganz offen für eine Begegnung mit dem Wald im gegenwärtigen Moment sein. Ich habe keine Vorstellung davon, wie es sein wird und keine Vorgaben, wie es zu sein hat. So kann es auch sein, dass ich im Urlaub, aber auch Zuhause, immer wieder dasselbe Waldstück besuche und jedes Mal andere Erfahrungen mache.

Als ich den Märchenwald auf Teneriffa besuchte, fiel es mir leicht, absichtslos zu sein. Als ich erst einmal den Mietwagen auf dem Parkplatz abgestellt und den Holzweg entdeckt hatte, der mir den Weg in diesen verwunschen wirkenden Wald mit den charakteristischen Lorbeerbäumen und der dschungelartigen Atmosphäre wies, stellte sich die notwendige Offenheit wie von alleine ein: Ich würde keine Karte brauchen, um eine ausgeklügelte Tour zusammenzustellen. Ich war weder hier, um meine Kenntnisse davon zu erweitern, was dieses hoch gelegene Biotop so besonders macht, noch wollte ich die sehr speziellen Pflanzen und Tiere bestimmen, die es hier gab. Ich wollte „nur“ eines: eintauchen in die Atmosphäre dieses Waldes.

Waldbaden im Urlaub: Tipps für deine Waldbesuche

Tipp für deinen Waldbesuch:

Mache dir bewusst, dass du für die Dauer deines Aufenthaltes im Wald nichts tun musst; dass es vielmehr darum geht, das Außen wahrzunehmen und immer wieder nach innen zu lauschen mit den Fragen: Was macht das jetzt gerade mit mir? Wie geht es mir jetzt gerade? Wie fühlt sich mein Körper an? Welches Gefühl bestimmt diesen Moment?

Vielleicht findest du einen Startpunkt für deinen Waldbesuch, wo du mit einem kleinen Ritual das „Gepäck“ von Zuhause zurücklassen kannst. Lege zum Beispiel am Beginn des Weges, bei einer Bank, an einer Schranke o.ä. einen Stein oder einen Zweig ab – irgendetwas, das für den Ballast steht, den du zum Waldbaden nicht mitschleppen möchtest.

Hilfreich kann es auch sein, den Beginn deines achtsamen Waldspazierganges mit einem bewussten Schritt – wie über eine Schwelle oder durch ein Tor – zu markieren. Vielleicht gibt es sogar einen Einstieg in dein Waldstück, das sich dafür anbietet: der Beginn eines Weges, eine Verengung, eine Kurve …

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Waldbaden Anleitung von achtsame Walderlebnisse

Waldbaden im Urlaub: Mit allen Sinnen wahrnehmen

Um sich – im Wald, aber auch generell – im Hier und Jetzt zu verankern, bietet es sich an, seine Sinne zu nutzen. Wer sich ganz auf das konzentriert, was er sieht, hört, riecht, fühlt oder schmeckt, der verliert sich nicht in Grübeleien oder Sorgen. Hilfreich ist hier der „Anfängergeist“: Betrachte deine Umgebung zum Beispiel so, als hättest du noch nie einen Baum, nie Moos, nie Steine gesehen.

Der Märchenwald in Teneriffa machte mir das leicht – denn so etwas wie dort hatte ich wirklich noch nie gesehen: solch knorrige Äste, die geheimnisvolle Tunnel bilden, dieses Übermaß an Flechten und Moosen, die alles zu überziehen scheinen, Lianen und Efeu, die von oben herabhängen, das geheimnisvolle Lichtspiel, das im Innern des Waldes herrscht. Vielleicht kannst du dir vorstellen, wie aufregend neu das auch für meinen Tast- und meinen Geruchssinn war …

Tipp für deinen Waldbesuch:

Lass deinen Verstand ausruhen. Du musst nicht wissen, zu welchem Baum das Blatt gehört, auf das dein Blick fällt. Versuche es einfach einmal ganz genau wahrzunehmen: den Farbton, die Form, die Textur, wie das Licht darauf fällt, wie es sich anfühlt …

Genauso kannst du es mit den anderen Sinneserfahrungen machen: Versuche einmal, das was du hörst, nicht zu benennen, sondern es als reine Schallwellen wahrzunehmen, die an dein Ohr dringen. Versuche, den Ton zu beschreiben: seine Lautstärke, die Höhe, die Intensität …

Waldbaden im Urlaub: absichtslos sein.

Waldbaden im Urlaub: Das Tempo drosseln

„Schlendern“ ist mein Stichwort, wenn ich in den Wald gehe und das ist für mich ein Tempo, das nur noch in einer Gehmeditation unterboten wird ;-). Wenn ich mir wirklich alle Zeit der Welt nehme und auch immer wieder innehalte, kann ich Dinge entdecken, die mir sonst verborgen geblieben wären, kann behutsam die Perspektive wechseln, kann eine abgelegene Stelle näher erkunden. Und kann auch mich selbst besser wahrnehmen: meinen Atem spüren, meinen Schritten lauschen, mich bei einem Gedanken „ertappen“ und meine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung lenken.

Im Märchenwald bin ich womöglich den anderen Besuchern – ambitionierten Wanderern in allen Altersklassen und Gruppengrößen – wegen meiner Langsamkeit aufgefallen. Andererseits gibt es in diesem Waldstück einen beschilderten Rundweg, in dessen Verlauf Infotafeln angebracht sind, die ja auch zum Verweilen einladen. Ebenso gibt es eine Aussichtsplattform. Der Märchenwald will seine Besucher verzaubern: Dort kann man fast nicht anders, als sich angemessen behutsam und langsam zu bewegen. Schwieriger ist es vielleicht, in einem gewohnten Waldstück sein Tempo zu drosseln…

Waldbaden im Urlaub auf Teneriffa im Zauberwald "Bosque de las Mercedes"
Waldbaden im Urlaub: Ein Gastartikel von Bettina Verheyen

Tipp für deinen Waldbesuch:

Solltest du Schwierigkeiten haben, dein Tempo zu drosseln, probiere einmal bewusst die Gehmeditation aus. Dabei richtest du deine Aufmerksamkeit auf den Vorgang des Gehens selbst. Du nimmst jeden Schritt so bewusst wie möglich wahr: das Anheben des Fußes, die Vorwärtsbewegung, das Absenken des Fußes, den Bodenkontakt, das Abrollen der Fußsohle und so weiter.

Du wirst eventuell bemerken, dass du deine Aufmerksamkeit nicht lange beim Gehen halten kannst. Du kannst dich aber immer, wenn du bemerkst, dass deine Gedanken dich abgelenkt haben, wieder auf deine Füße konzentrieren. Schritt für Schritt.

Vielleicht kann dich mein Erlebnis mit dem Märchenwald von Teneriffa ja dazu inspirieren, immer wieder eine achtsame Haltung einzunehmen. Beim Waldbaden kannst du das wunderbar und ganz bewusst ausprobieren. Ein bisschen schwieriger wird es, sich während einer Urlaubsreise oder auch im Alltag immer wieder auf den Augenblick zu besinnen. So wie ich durch das Schild an der Autobahn aufmerksam geworden bin, so können wir uns auch im Urlaub sowie im Alltag immer wieder „anstupsen“ lassen – sei es durch eine „Achtsamkeitsglocke“ auf dem Smartphone, die ein paar Mal im Verlauf des Tages ertönt, sei es durch kleine Zettelchen, die du so in deinem Umfeld verteilst, dass dein Blick immer wieder darauf fällt. Was immer du für dich wählst: Nimm es als Einladung, innezuhalten und dich auf das Hier und Jetzt zu besinnen.

Hier ist noch ein Achtsamkeitsübung für dich:

Es gibt eine einfache Achtsamkeitsübung, die mit den Buchstaben STOP zusammengefasst ist:
S = stop = halte inne, unterbreche die aktuelle Tätigkeit, wenn du kannst, schließe für einen Moment die Augen
T = take a breath = nimm einige bewusste Atemzüge (mit dem Atem kannst du dich immer im gegenwärtigen Moment verankern)
O = observe = beobachte, was um dich herum und in dir drin vorgeht, beurteile deine Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle nicht
P = proceed = mache weiter – entweder mit der Tätigkeit, die du unterbrochen hast oder mit etwas, das dir jetzt stimmiger erscheint

Viel Freude beim Ausprobieren.

 

Diesen Gastartikel hat Bettina Verheyen geschrieben, der aus ihren persönlichen Erfahrungen aus ihrem Teneriffa-Urlaub und als Achtsamkeits-Trainerin entstanden ist. Katharina Nathe hat Waldbaden Impulse einfließen lassen.

Copyright Bilder: Bettina Verheyen

 

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