Waldbaden ohne Brille: Wie ich als kurzsichtige Brillenträgerin gelernt habe, meinem natürlichen Sehsinn wieder zu vertrauen
Als Wald-Achtsamkeitstrainerin ist mir bewusst, dass wir uns über unsere Sinne mit uns Selbst verbinden und entspannen. Jedoch habe ich bis vor Kurzem den Sehsinn dabei nicht berücksichtigt. Denn seit meinem siebten Lebensjahr bin ich Brillenträgerin und die Welt ohne Brille war für mich immer von Unsicherheit geprägt. Meine Augen verschlechterten sich zunehmend, so dass ich teilweise Angst hatte zu erblinden. Sie sind bei ca. -5,5 Dioptrien stehen geblieben. Das bedeutet, dass ich ab 10cm Entfernung nichts mehr scharf sehe. Irgendwie ein erdrückendes Gefühl, dass ich insbesondere in jungen Jahren gespürt habe.
Im Mai diesen Jahres begann ich damit zu experimentieren, die Brille im Wald abzunehmen. Ich hatte Freudentränen in den Augen, als ich den Wald zum ersten Mal mit meinem natürlichen Sehen wahrnahm. Ich schaute einfach mit neugierigen Augen in das verschwommene Grün und entdeckte den Wald auf eine ganz neue Art und Weise. Gleichzeitig bemerkte ich, wie meine anderen Sinne stimuliert wurden, die Aufgaben der Augen zu übernehmen. Ein Moment des tiefen Loslassens von Perfektionismus und dem Druck funktionieren zu müssen. Gänsehaut pur.
Der Sehsinn und die Augen sind Ausdruck deiner Psyche.
Bisher war der Sehsinn für mich lediglich ein Mechanismus des Sehens. Dass die Augen mit mir, meiner Gefühlswelt und meiner Psyche verbunden sind, nahm ich nicht wahr und ich konnte es auch nicht zulassen. Denn Druck und Perfektionismus waren immer ein Thema für mich. Die Beste zu sein und keine Schwäche preis zu geben, um nicht gemobbt zu werden. Studien haben gezeigt, dass sich Gefühle und Geschehnisse in den Augen ausdrücken können, denn sie sind das Tor zu unserer Seele. Je nach Gefühlsregung verändern sich die Augen und durch Weinen reinigen wir unsere Seele oder spüren einen puren Freudenrausch.
Meine Augen mussten immer funktionieren. Ich wollte immer alles hundertprozentig sehen und nichts falsch machen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Augen immer Druck und Verspannung ausgesetzt waren. Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass es total natürlich ist nicht immer scharf zu sehen und das Sehen mit unserer Psyche verbunden ist. Wenn du z.B. sagst: „Ich habe heute genug gesehen“ oder „Ich will das nicht mehr sehen“, dann siehst du auch an dem Tag nicht mehr scharf. Das war für mich sehr irritierend und ausschlaggebend, weshalb ich Übungen des Sehtrainings in mein Waldbaden integriert habe.
„Andere „Sichtweisen“ im Wald kennenlernen“
Mit Waldbaden-Übungen kannst du deinen Sehsinn entspannen und trainieren.
Baue z.B. immer wieder tiefe Atemzüge in deine Übungen ein. Denn die Augen brauchen sehr viel Sauerstoff. Insbesondere die hohe Luftfeuchtigkeit im Wald tut gut und pflegt die Augen zusätzlich. Schicke gerne auch zwei bis drei Atemzüge bewusst zu den Augen, um sie zu entspannen. Für mich ist das schon ein Teil meines Ankommen-Rituals geworden, da ich meine Augen damit bewusst zur Entspannung einlade.
Immer wenn du die Augen nicht brauchst, dann schließe sie. Damit stärkst du das Vertrauen in deine anderen Sinne. Denn in unserer heutigen Zeit ist der Sehsinn der Hauptsinn, wobei es über Jahrtausende eigentlich der Geruchssinn war. Die Augen zu schließen und zu spüren, dass du dich auf deine anderen Sinne verlassen kannst, entlastet dein Sehsinn. Du lernst dadurch, dass du nicht nur von ihm abhängig bist. Nimm wahr, wie du nun hörst, was du riechst, was du fühlst und wie du stehst. Du kannst auch mal ein paar Schritte mit geschlossenen Augen wagen. Wird dir schwindelig, dann öffne sie langsam blinzelnd wieder.
Ohne Brille durch den Wald joggen und dem natürlichem sowie entspanntem Sehen vertrauen.
Die einfachste und intensivste Übung ist aber, die Brille abzunehmen, um den Wald in deinem natürlichen Sehen wahrzunehmen. Für mich persönlich war es nicht so einfach, denn die Brille symbolisiert für mich Sicherheit. Mit ihr sehe ich klar und deutlich, wo ich hingehe und was mir evtl. im Weg stehen könnte. Nimm dir Zeit für diesen Schritt und fange mit den Übungen von oben an.
Sobald du spürst, dass du und deine Augen bereit sind, dann nimm die Brille in einem dir bekannten Waldstück ab. In dieser wohltuenden und beruhigenden Atmosphäre, in der du dich geborgen und sicher fühlst. Vielleicht magst du erst mal nur stehen und schauen ohne den Kopf zu bewegen. Wenn es sich gut anfühlt, dann gehe ein paar Schritte ohne Brille. Achte dabei darauf, wie deine anderen Sinne die Funktionen des Sehens übernehmen.
Seit Kurzem nehme ich den Wald in dreidimensionalem Sehen wahr, womit Kurzsichtige Probleme haben. Das ist viel besser als Kino, denn nun baden meine Augen in der Lebendigkeit des Waldes. Damit habe ich noch eine tiefere Verbundenheit mit dem Wald erfahren.
Interessante Studien darüber wie die Augen mit Emotionen verbunden sind:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28072452/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34446768/
Das gemeinsame Angebot von ganzheitlicher Sehtrainerin Sylvia Gelman und Waldbaden-Expertin sowie Naturcoach Katharina Nathe
Weiterbildung „Andere „Sichtweisen“ im Wald kennenlernen“
Erfahre, wie das Augen aufgebaut ist, das natürliche Sehen funktioniert und du mit Waldbaden Übungen deinen Sehsinn aber auch den Sehsinn deiner Teilnehmer gezielt entspannen sowie stärken kannst. Mit dem tiefergehendem Wissen und den Übungen kommst du deinen Augen und dem natürlichen Sehen nach und nach näher.
Mit dem Kurs „Entspannter besser sehen mit Augentraining“ bei Sylvia Gelman, ganzheitliche Sehtrainerin, hat meine Reise des natürlichen Sehens angefangen. Hier gibt es mehr Infos zu Sylvia und zu ihrem Kurs:
Slyvia Gelman: https://augenschule-gelman.de
Interview mit mir über ihren Kurs: https://www.youtube.com/watch?v=7xiENZSkt7I&t=16s