Sommersonnenwende: Waldbaden am längsten Tag des Jahres
Jahreskreisfeste als Erinnerung, uns wieder mit der Natur zu verbinden
Am 21. Juni feiern wir den längsten Tag des Jahres. Jetzt erreichen die Kraft der Sonne und die Tageshelligkeit ihren absoluten Höhepunkt. Seit Jahrhunderten gibt es zu diesem Anlass Feste, Rituale und Bräuche. Über die sogenannten Jahreskreisfeste, ihre Herkunft und ihre Bedeutung habe ich in dem Blog zur Tag- und Nachtgleiche (auch „Ostara“) geschrieben. Ebenso wie diese ist auch die Sommersonnenwende („Litha“) eines der vier Sonnenfeste keltischen Ursprungs.

Was wird bei der Sommersonnenwende gefeiert?
Es ist die Zeit in der wir die Fülle der Natur genießen dürfen. Unsere Vorfahren feierten bewusst die üppige Seite der Natur, die sie nährte, ihnen Reichtum und Wohlstand schenkte. Traditionell beginnt jetzt die Erntezeit.
Im übertragenen Sinn können wir uns vorstellen, dass unsere Projekte jetzt Früchte tragen. Idealerweise weißt du zu dieser Zeit des Jahres, wo es lang geht, was du willst und was nicht. Du bist bereit, nach außen zu gehen und dich mit allem zu zeigen, was du bist und kannst
Die Tage um die Sommersonnenwende kannst du gut dazu nutzen, das vergangene halbe Jahr zu reflektieren:
- Was ist bis jetzt gut gelaufen?
- War das, was du bisher im Jahr gemacht hast, gut für dich oder brauchst du einen Richtungswechsel?
- Welches Projekt braucht noch ganz viel (Sonnen-)Energie um zur Reife zu gelangen?
Rituale während der Sommersonnenwende
Eine der größten Traditionen zur Sommersonnenwende ist das Sonnwendfeuer (oft auch Johannisfeuer genannt, anlässlich des Johannistags am 24. Juni). Vor allem in Dörfern errichten die Bewohner einen riesigen Scheiterhaufen, entzünden ihn und feiern dann am Feuer. Mit dem Feuer soll das pralle Leben gefeiert werden. Ein Gefühl von Fülle, Reichtum & Schönheit.
Du kannst auch ein kleineres Feuerritual begehen: Zum Beispiel kannst du in einer Feuerschale in deinem Garten ein kleines Feuer entzünden und vielleicht mit Freunden und der Familie feiern. Oder du genießt die magische Nacht bei Kerzenlicht für dich allein.

Um beim Feuer zu bleiben: Zur Sommersonnenwende bietet es sich auch an, alles, was dich belastet auf einen Zettel zu schreiben und diesen dann zu verbrennen. Alles was dir dabei im Wege steht – an alten Mustern, behindernden Glauben, Ängsten – möge verbrennen. Denke dabei an das Positive, das du von jetzt an manifestieren willst. Du kannst dieses Ritual gut am Ende eines achtsamen Waldspaziergangs machen, denn oft werden Wildkräuter, Blumen oder Stöckchen, die in der Natur gesammelt wurden, in das Papier gewickelt und mit ihm verbrannt.
Auch das Kräutersammeln hat in dieser Zeit eine Tradition. Die Mittsommernacht soll magisch sein, und der Natur werden dann besonders heilende Kräfte zugeschrieben. An dunkleren (Winter-)Tagen können die getrockneten und zu Räucherbündeln gebundene Pflanzen dann ihre gespeicherte Sonnenenergie an uns abgeben! Pünktlich zur Sommersonnenwende zeigen vor allem sommerliche Blütenkräuter wie Holunder, Johanniskraut, Gänseblümchen und Lavendel ihre ersten Blüten und sind erntereif.
Ein weiteres Ritual, das du mit einem achtsamen Spaziergang verbinden und den neuen Tag begrüßen kannst: barfuß über Tau gehen. So wie Feuer für Freude und Kraft steht, so steht Wasser für Reinigung und Neuanfang.
Vielleicht magst du deinen achtsamen Waldspaziergang an diesem Tag auch mit einer Meditation abschließen. Suche dir dafür einen Platz, an dem du dich sicher und wohl fühlst. Spüre dann ganz bewusst die Kraft der Sonne. Du kannst dir vorstellen, wie du sie in dich saugst. Verankere dich mit dem Atem, komme so ganz zu dir und sammle deine Kräfte für die zweite Jahreshälfte.

Eiche als Kraftbaum der Sommersonnenwende
Der heilige Baum zu diesem Fest ist die Eiche (der „Eichenkönig“ stellt die Personifikation des Sonnengottes auf dem Höhepunkt seiner Männlichkeit dar). Daher wurden früher der Eingangsbereich oder der Hausaltar mit Eichenblättern und Zweigen des Eichenbaums dekoriert.
Nach dem Sonnwendfest übergibt der Eichenkönig seine Macht an seinen Bruder: Der Stechpalmenkönig gilt als Regent der dunklen Jahreszeit. Der Machtwechsel kündigt den allmählichen Abschied von warmen Sonnentagen, der fruchtbaren Natur, aber auch von einigen Erinnerungen und Ereignissen. Daher ist jetzt ein idealer Zeitpunkt, um lange schwelende Angelegenheiten abzuschließen und Projekte fertigzustellen. Verinnerliche die Lektionen des ersten Halbjahres und gehe solchermaßen gestärkt in das zweite!
Ich wünsche dir inspirierende und achtsame Walderlebnisse in dieser Zeit der Fülle und Schönheit.
Katharina